Billig und teuer an der Toffenversteigerung

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Reto Burkhalter
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Billig und teuer an der Toffenversteigerung

Beitrag von Reto Burkhalter »

Hallo an alle,
Gestern Samstag fand in der Oldtimergalerie eine Versteigerung von etwa 110 alten Autos und 12 alten Motorrädern statt. Die Autos wurden einigermassen ordentlich verkauft, nur wenige Autos hatten keine Interessenten oder lagen unter dem vom Verkäufer gesetzten Mindestpreis. Grosse Bieterduelle gab es wenig, trotzdem wurden mehrheitlich die vorgegebenen Schätzpreise knapp erreicht. Es machte dabei kaum ein Unterschied, ob ein Fahrzeug billig oder teuer war. Es wurde ein Fiat Sportwagen für 3500 Franken an den Mann gebracht, aber auch ein Bugatti der genau für 1 Million Franken zugeschlagen wurde.

Und die Motorräder?
Es waren 12 Motorräder im Angebot. Alle haben wunderschön ausgeschaut, waren also alle erst kürzlich restauriert worden oder sogar noch in perfektem Erstlack. Einige waren in den letzten 5 Jahren auf der MFK, die anderen waren so weit in Ordnung dass die MFK recht problemlos gemacht werden kann.
Allgemein gab es kaum Interesse für die Töffs. Entweder hat niemand geboten, wurde der minimale Verkaufspreis nicht erreicht, oder sie wurden weit unter dem Schätzpreis abgegeben. Ich bin zwar kein Experte für Honda, Zündapp, Sunbeam, James und BSA, doch gemäss meiner Einschätzung hätte man dort sehr billig einen schönen Töff ersteigern können. Woran mag das wohl gelegen haben, dass es kaum Gebote gab?
Folgende Töffs hatten überhaupt kein Interesse, da kam kein einziges Gebot, nicht einmal für einen lächerlich billigen Startpreis:
James 350 Super Sport, 1929, Startpreis Fr. 6000.-, Schätzpreis Fr. 8000.- bis 10000.-
Honda CB750 K0, 1969, Startpreis Fr. 6000.-, Schätzpreis Fr. 10000.- bis 12000.-
Kawasaki 750 Mach IV, 1975, Startpreis Fr. 7000.-, Schätzpreis Fr. 12000.- bis 14000.-
Nimbus Sport Gespann 750, 1951, Startpreis Fr. 15000.-, Schätzpreis Fr. 20000.- bis 22000.-

Ein paar wenige Gebote gab es für die folgenden sieben Töffs, doch das höchste Gebot lag noch immer unter dem Mindestpreis des Verkäufers. Es gab zwar einen Zuschlag, doch dieser war „unter Vorbehalt“. Falls also der Käufer etwas mehr zahlt, oder der Verkäufer sein Limit herunter setzt, dann gibt es doch noch einen Verkauf, ansonsten geht der Töff zurück zum Verkäufer:
Kawasaki 500 H1, 1975, Maximalgebot Fr. 5000.-, Schätzpreis Fr. 8000.- bis 10000.-
BSA Model L 350, 1924, Maximalgebot Fr. 9000.-, Schätzpreis Fr. 14000.- bis 16000.-
Sunbeam S8, 1952, Maximalgebot Fr. 4750.-, Schätzpreis Fr. 6500.- bis 7500.-
Motosacoche Model 408 500 V2, 1927, Maximalgebot Fr. 18000.-, Schätzpreis Fr. 22000.- bis 24000.-
Zündapp K500/38, 1932, Maximalgebot Fr. 9000.-, Schätzpreis Fr. 12000.- bis 14000.-
Motosacoche 720 Gespann 850 V2, 1932, Maximalgebot Fr. 35000.-, Schätzpreis Fr. 40000.- bis 45000.-
BSA Three Wheeler 1931, Maximalgebot Fr. 17000.-, Schätzpreis Fr. 20000.- bis 25000.-

Ein einziger Töff ist verkauft worden, das war eine Condor, doch auch diese ging weit unter dem Schätzpreis.

Ob die angegebenen Schätzpreise wirklich realistisch sind, kann ich nicht überall beurteilen. Bei Nimbus, Condor und Motosacoche fand ich die Schätzpreise relativ hoch. Bei den anderen Töffs weiss ich die Marktpreise nicht. Ebenso weiss ich nicht, ob die Angaben zu den Töffs stimmen, vermute jedoch, dass die 850er Motosacoche etwas jünger war, und die Nimbus mindestens 10 Jahre älter.
Bei der 850er Motosacoche erklärt sich der hohe Preis dadurch, dass der Töff „überkomplett“ ist: Seitenwagen, Ersatzmotor, Töffanhänger, diverse Helme und antike Kleider waren beim Töff inklusive.

Also, wer mal wieder einen schönen Töff sucht, der wird wohl im Frühling bei der nächsten Toffenauktion wieder eine Gelegenheit finden.

Mit eingeschneitem Wintergruss,
Reto Burkhalter

Pius Kunz
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Re: Billig und teuer an der Toffenversteigerung

Beitrag von Pius Kunz »

Ich war auch an der Auktion und habe mich über das geringe Interesse an den 2Rädern gewundert.
Besonders gestaunt habe ich über das geringe Gebot von 18 000 CHF für die Motosacoche 408 von 1927. Der Patrick aus Holland ( http://www.dutch-lion-motorbikes.com/catalogus/s/5268 ) schreibt ein solches Motorrad in unrestauriertem Zustand für 10 500 € aus, was einer Preisdifferenz von nur rund 4000 Franken entspricht (Zoll und Import nicht mit eingerechnet).

Reto, du hast doch eine riesige MAG-Datenbank. Kannst du mit deinen Beobachtungen ein dermassen krasses Ansteigen der Preise für unrestaurierte Motorräder bestätigen?

Viele Grüsse

Pius

Reto Burkhalter
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Re: Billig und teuer an der Toffenversteigerung

Beitrag von Reto Burkhalter »

Hallo Pius,
nein, über die Preise für die Töffs führe ich keine Datenbank, ich arbeite nur mit den Daten die ich am Töff ablesen kann, also Rahmennummer, Motortype und ähnlichem mehr. Es ist mir aber auch schon aufgefallen, dass gleichartige Töffs manchmal für enorm unterschiedliche Preise angeboten werden. Da kann der Motosacoche 408 einmal 5000 kosten, dann 15000 oder auch mal 30000 Franken. Was dann aber bezahlt wird, weiss ich nicht. Zudem weiss ich meistens den Zustand nicht, denn auch ein leerer und verbogener Rahmen kann als „Motosacoche 408“ angeboten werden, dann sind 5000 Franken schon zu viel.
Gruss Reto Burkhalter

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schneedy
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Re: Billig und teuer an der Toffenversteigerung

Beitrag von schneedy »

Reto Burkhalter hat geschrieben:...Allgemein gab es kaum Interesse für die Töffs...Woran mag das wohl gelegen haben, dass es kaum Gebote gab?...Ein einziger Töff ist verkauft worden, das war eine Condor, doch auch diese ging weit unter dem Schätzpreis...
Ist der Grund für das magere Interesse nicht ziemlich naheliegend? Toffen ist ein weitherum bekanntes Eldorado für Automobile, aber die Töffmusik spielt anderswo. Zum Beispiel in Roggwil (siehe letzter Samstag). Den Töffliebhaber zieht's halt nicht sonderlich dorthin, wo die Benzinkutsche im MIttelpunkt steht und dem Töff höchstens eine Statistenrolle zukommt. Das Gipfeli holen wir ja auch beim Beck und nicht in der Schmitte.
Gute Grüsse
schneedy

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