Oberschmierung

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Moderator: Argus2

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Horex
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Oberschmierung

Beitrag von Horex »

Liebe Freunde
nun bin ich schon knapp 600 km mit meiner 1928er Ariel gefahren und habe noch einige Mängel entdeckt. Folgende Frage ist aufgetaucht. Ventilschäfte und Federn sind vollkommen "verusse", d.h. die Ventile sind nicht geschmiert. Ich habe die Ventile zwar vorsichtshalber nitrieren lassen, aber trotzdem.... die Führungen sind aus Grauguss, sollte da nicht mit irgendwelchem "Oberschmiermittel" im Benzin gefahren werden? Bitte um Rat und Erfahrungen

Gruss und Dank, Fredy
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Thomas Kohler
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Re: Oberschmierung

Beitrag von Thomas Kohler »

Guten Tag Fredy,

die Frage des Obenschmieröls ist wohl so alt wie das Oberschmieröl im Angebot der Händler existiert.

Gewisse Herren mischen beharrlich und aus alter Tradition Zweitaktöl ins Benzin von Viertaktmotoren. Andere nehmen spezielle Öle mit Namen wie Merlin's Zaubertränke. Hauptsache eine blaue Rauchfahne hinter dem Töff, damit man sieht, dass es ein Oldtimer ist.

Ich halte nichts von Obenschmierölen für meine "Alten". Ein paar Tropfen Oel an die Ventilschäfte vor dem Fahren ist gut für mein Gewissen, die Ventilführung ist ja aus Bronce, da sollte nichts klemmen, sonst die Fühlung etwas aufreiben. Bei einer meiner Töff hat es Schmiernippel für Graphitfett. Damit kriegt man garantiert festgepappte Ventile.

Guido Wälchli zeigte mir, wie er das machte, indem er den Zeigefinger in den Oeltank der Guzzi tauchte, das heisse tropfende Oel auf die Ventilschäfte laufen liess und damit die Ventile am laufenden Motor schmierte. Er sagte, dass man die Guzzifahrer an diesem Oelfinger erkennen könne.

Gruess
Thomas
Thomas
With a machine that is steering correctly it should be possible to ride "hands off" at any speed over 15 miles per hour. Do not, however, demonstrate these qualities to a policeman, he may not appreciate them.

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PUCH-Role
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Re: Oberschmierung

Beitrag von PUCH-Role »

Hallo Fredy

Sogenannte "Obenschmieroele" hatten schon damals keine Wirkung bei Viertaktern, da sie ja mit
dem Benzin-Luftgemisch im Arbeirstakt bei diesen hohen Temp. verbrannt werden.
Höchstens beim Einlassventil könnte ich mir eine gewisse Wirkung vorstellen, da dort das Gemisch noch relativ "kalt" ist.
Diese Mittel sind vor allem ein Verkaufsschlager.

Bei Vorkriegsmotoren mit aussenliegenden Ventilfedern kenne ich mich nicht aus, was das Schmieren betrifft,
da kann Dir aber bestimmt jemand aus dem Forum weiterhelfen.

(während ich den Beitrag verfasst habe, hat Dir Thomas schon alles erklärt ! ! es ging um Minuten)



Gruss
PUCH-Role, der "langsamste" Berner
Fahre nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann !

Horex
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Re: Oberschmierung

Beitrag von Horex »

Ich danke den werten Herrschaften für die Empfehlung und verzichte au "Oel im Benzin"

mfg Fredy

Schorsch
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Re: Oberschmierung

Beitrag von Schorsch »

Fredy, überlege es dir gut, es wäre doch schade, die 1928er ARIEL zu ruinieren, nur weil du im Glauben nicht standhaft bist und den Pharisäern und Schriftgelehrten auf den Leim kriechst.

Es gilt doch immer noch der Grundsatz: "Schmierä und salbä hilft allethalbä"

Reto Burkhalter
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Re: Oberschmierung

Beitrag von Reto Burkhalter »

Hallo Schorsch, Fredy und andere Leser
Stimmt genau, "Schmierä und salbä hilft allethalbä" ist richtig, aber es ist die Frage wie man dieses Schmierä anstellt. Thomas hat es sehr gut beschrieben mit dem Ölfinger der die Guzzifahrer kennzeichnet weil sie ihre Ventile schmieren.
Ich fahre sehr viel mit teils uralten Motorrädern, die meisten davon haben offen liegende Ventilschäfte und offene Ventilfedern. Als Anfänger kannte ich die Schmierei noch nicht, schon ist mir bei einer 4-Zylinder Henderson ein Ventil fest gegangen. Da es ein 4-Zylinder ist, lief er natürlich auf den anderen 3 Zylindern weiter. Seit diesem Tag sprühe ich meine offenen Ventile regelmässig, meist vor jeder Fahrt mit einem temperaturfesten Schmiermittel ein. Nicht Öl in den Benzintank wo es nix bringt, nein Oil direkt an die Ventilführung und an die Ventilfedern. Falls ich mal mein Schmiermittel nicht greifbar habe, tut es auch ganz gewöhnlicher Kettenspray. Seiter nie mehr Ventilprobleme, habe seither nie mehr ausgeschlagene Ventilführungen bemerkt, und auch die Ventilfedern sehen besser aus wenn sie nass geschmiert sind als rostig trocken.
Den Schmierspray bitte nur beim kalten oder lauwarmen Motor verwenden, es könnte sonst passieren, dass die Spraydose zum Flammenwerfer wird, wenn man da in Auspuffnähe Treibgas herumsprüht.
Vielen schmierigen Gruss,
Reto Burkhalter

Schorsch
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Re: Oberschmierung

Beitrag von Schorsch »

Noch ein Pharisäer... Das mit dem Oelfinger gilt nur für GUZZI

Die anderen Tips können auch nicht vom Erfinder sein, denn ich habe in keinem noch so alten Handbuch etwas über temperaturbeständigen Kettenspray gelesen, den man auch an die Ventilschäfte applizieren kann.

michi
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Re: Oberschmierung

Beitrag von michi »

Salü,
ich fahre schon 30 Jahre mit Motorräder mit offenen Ventilen.Für die Ventilführungen zu schmieren habe ich ein kleines Oelkannchen dabei auf dem Motorrad. In diesem Oelkannchen füllst Du ein Einbereichsoel Sae 30 oder auch 50 und mischst dazu ein bisschen Molikote oel dazu. ( Bisolfuro di Molibdeno, Graphit ) Dieses Molikote enthält Graphit, und das verhindert die reibung zwischen den gleitenden Teilen. Also wie die anderen gesagt haben, bevor Du abfährst alles gut mit ein paar Tropfen Oel auf die Schäfte und alles was sich bewegt. Das Molikote bleibt länger am arbeiten da es nicht zersetzt wird durch die wärme.
Die oberschmierung mit einem guten Zweitaktoel das nicht Russ hinterlässt ist als Zusatz immer gut. Schon wegen dem Alkoholisiertem Benzin.Im betrieb schmiert es zusätzlich nioch den oberen Kompressionsring,
Diese obere zusatzschmierung hatten wir auch übrigens auf unseren Sulzer-Schiffsdiesel.
Nach 30 Jahren hatte ich somit noch nie ein problem .
Mit meiner Motosacoche und Guzzi fuhr ich schon über zehnmal nur über die Pässe in die Innerschweiz und Graubünden.
Ich hoffe so viele kilometer für Dich und deinem Motorrad
cordiali saluti
michi

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RuediKehl
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Molybdändisulfid - Molikote

Beitrag von RuediKehl »

 
Zu Michis Hinweis:

Eigentlich gehe ich davon aus, dass das alle bereits kennen ..
.. dennoch ..

Ruedi

michi
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Re: Oberschmierung

Beitrag von michi »

Danke Ruedi,
Noch etwas zur Hystorie des Molikote.
Das Molikote wurde prinzipiell fuer die Flugfahrt entwickelt, und zwar während dem 2.Weltkrieg von den Amerikanern für ihre Bomber wie die B-17 und andere die auf 10000 Metern flogen. In diesen Höhen herrschen über 40 Grad minus, und so kollabierte die Schmierung. Durch diesen Zusatz von Molikote konnte man verhindern das die Motoren in extremsituationen nicht festgingen.
In den 50 Jahren wurde erstmals auch in der Schweiz das Molikote importiert.Der Versuch wurde sehr gut vermarktet.Man nahm einen VW Käfer und schüttete das Molikote im Motor und liess dan den Motor für 20 Minuten im leerlauf laufen. Danach liess man das Oel komplett rauss. Dann wurde der VW auf die Reise geschickt. Der Start war in Zürich.Gefahren wurde sehr behutsam, und er kam fast bis nach Baden.Natürlich ist das heute mit den neuen motoren und mit diesen neuen spezial Oelfilter nichts mehr wert, da diese filter das meiste Molikote rausfiltern. Doch für unsere Oldtimer ist das goldrichtig.Doch auch hier muss man aufpassen. Nicht zu viel rein, sondern nur immer ein bisschen. Gewisse motoren, wie BMW oder Condor A 250 haben Zentrifugalfilter auf der Kurbelwelle. Die füllen sich dann voll wenn es zuviel ist. Also immer nur ganz wenig, und das genügt schon. Das molikote ist auch gut fuer die alten Getriebe wo aber die Kupplung draussen ist ( Trockenkupplung). Das Molikote wird nur immer als Zusatz gebraucht.

cordiali saluti
michi

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RuediKehl
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Re: Oberschmierung

Beitrag von RuediKehl »

 
Ich habe Molikote im Getriebe und ich brauche es zum Zusammenbauen gewisser Teile;o))

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